Jürgen Rüsenberg - Der "Urvater" des Kraftsportclubs Germersheim e.V.

Jürgen Rüsenberg

Bericht von Michael Gottschalk (Bild: van) / Rheinpfalzartikel vom Sonntag, 29. März 2020 - 19:07 Uhr

Bei ihm in der Garage in der Straße An Deroy in Germersheim fing 1973 alles an. Zwei Jahre später gründete Jürgen Rüsenberg, der nun in Lingenfeld wohnt, mit einer Handvoll Sportbegeisterter den Kraftsportclub (KSC), dessen Vorsitzender er gleich wurde und rekordverdächtige 45 Jahre blieb. Doch nun, mit 73, ist Schluss. Wenn auch nicht ganz: Im Vorstand bleibt er. Nachfolger ist sein Enkel Henri Rüsenberg.

"Die Gewichte, die anfangs gestemmt wurden, konnten durchaus mal Backsteine oder mit Beton gefüllte Eimer sein," erinnert sich Rüsenberg. Doch schon bald fertigten sich die handwerklich versierten Kraftsportler Trainingsgeräte der Marke Eigenbau. Schon früh hatte er die Idee, einen Verein zu gründen, erzählt Rüsenberg. "Nur die Satzung war ein Problem", weil damals keiner einen Juristen kannte. Kein Hindernis.

Nach der Vereinsgründung durfte man in den Kellerraum der Grund- und Hauptschule einziehen, der sich schnell zum Fitnessraum entwickelte. Und die sich in den 80ern allmählich auftürmende Fitnesswelle spülte auch einige Damen in die Muckibude, wo sich anfangs nur Männer zum Trainieren und Schwitzen trafen. Fürs vermeintlich schwache Geschlecht bot Rüsenberg eigens noch Gymnastiktraining an. Es war übrigens nicht Arnold Schwarzenegger, der Rüsenberg, der früher auch Judo und Jiu Jitsu trainierte, zum Kraftsport brachte, sondern eine Sportverletzung.

In der Anfangszeit gab es  viel Widerstand gegen die Sportart, blickt er zurück. "Kraftsport macht krank", hätten Krankenkassen behauptet. Angesichts des Erfolgs der vielen Fitnessstudios heute und eigener Erfahrungen, ist das für Rüsenberg schier nicht mehr vorstellbar. Außerdem habe es Vorurteile gegenüber Bodybuildern gegeben. Dabei haben sich die Kraftsportler von denen aufgrund teilweise unterschiedlicher Trainingsweisen und -ziele absetzen wollen. Nicht zuletzt wegen der Dopingvorwürfe, erzählt Rüsenberg, der auch Kommandant des 17er Traditionsregiments ist.

Weil der Zulauf zum Kraftsportclub nicht abbrach, wurde es im Trainingsraum in der Schule irgendwann zu eng. "Die Stadt hat uns gut unterstützt und einen Raum in der Festung zur Verfügung gestellt." 1984 begann Rüsenberg, mit fleißigen Vereinskameraden das künftige Vereinsheim in den Katakomben der Fronte Beckers auszubauen und einzurichten. Dort ist der KSC noch heute zu Hause.

Rüsenberg hebt unter anderem den langjährigen Gerätewart Alex Mohr hervor. Dieser besorgte bei Eisenhändlern Material und schuf daraus Trainingsgeräte - Maschinen und Hantelstangen zum Beispiel. "Wir haben damals kein Geld gehabt", erklärt Rüsenberg, der früher im Germersheimer Krankenhaus arbeitete. "Zum Glück gab's Spenden von Geschäftsleuten." Mittlerweile sind die alten Geräte modernen Trainingsmaschinen und anderen Fitnessgeräten gewichen, die man sich bei Besuchen auf einer Fachmesse gekauft hat. Das Innere des Vereinsheims wurde ebenfalls den gestiegenen Ansprüchen der Mitglieder angepasst.

Deren Anzahl war regelmäßig Schwankungen unterlegen. "Wenn in der Stadt ein Fitnessstudio aufmachte, gab es Schwund. Aber nach einem Jahr kamen sie wieder zurück", sagt Rüsenberg lächelnd. Aktuell sind es rund 150; vor 30 Jahren waren es noch etwa 50 mehr. Für Zusammenhalt sorgen nicht zuletzt zahlreiche Vereinsaktivitäten, etwa die Teilnahme an Germersheimer Veranstaltungen. Außerdem wurden mehrere Jahre lang mit Bewohnern des Altenheims St. Elisabeth Ausflüge in die Stadt unternommen. Wettkampfteilnahmen gehören auch dazu. So hat der Verein nun Weltmeister in seinen Reihen. Rüsenberg ist stolz auf  seinen KSC.

Allein ist das jedoch alles nicht zu stemmen. "Ich habe viel selbst gemacht, bloß damit's weitergeht." Unterstützt wurde Rüsenberg von zahlreichen Vorstandskollegen, darunter seine Frau Irmgard. Aber auch seine Kinder halfen mit, und nun der Enkel. "Ohne die hätte ich längst aufgehört."